Telepolis - Ausstellung und Symposium über die interaktive und vernetzte Stadt, Luxemburg, 3.11. - 12.11.1995

Videoprogramm von Kathy Rae-Huffman

Die aktuelleste Version ist englisch.

Cyber Spaces: Begegnungen mit dem digitalen Lebensraum, ein informatives Video- und Fernsehprogramm, zusammengestellt von Kathy Rae Huffman für die Veranstaltung Telepolis

Dieses Videoprogramm umfaßt den erzieherischen Dokumentarfilm und künstlerische Arbeiten (von denen viele in Zusammenarbeit mit dem Fernsehen entstanden sind), die als Filmreihe zur "Digitalen Stadt" auf der Ausstellung gezeigt werden.

Leitmotiv dieses Programms ist eine Untersuchung unserer städtischen Lebenswelt und unserer täglichen Realität, die schneller und schneller zum virtuellen Konzept wird. Computergenerierte Bilder überschwemmen die Welt der Werbung, des Fernsehens und der Spiele; Geschichte ist gleich Computer-Gedächtnis; und die persönliche Kommunikation findet mittels Texten statt, die über transparente Netzwerke vermittelt werden. Die wirklichen Cyber Spaces der heutigen Zeit sind anklickbare Realitäten, die uns mit Hilfe von digitalen Effekten auf eine dahinterliegende Ebene aus veränderbaren Geschwindigkeiten, Tönen und Unterhaltungsmöglichkeiten versetzen.

Die Qualität des Lebens in den Cyber Spaces ist gesichert. Sie garantiert den augenblicklichen Zugang zu Menschen und Orten. Virtueller Sex und Hypertext verschmelzen und steigern die Möglichkeit alle Informationen, aus allen erdenklichen Zeiten, zu jedem gewünschten Zeitpunkt abrufen zu können. Es ist eine Umgebung, in der Phantasien Wirklichkeit werden können - Cyber-Wirklichkeiten.

Diese dahinterliegende Cyber-Umgebung (nach TV, jedoch vor VR), hat unsere individuellen Hoffnungen und Träume inspiriert, jedoch wissen wenig Menschen tatsächlich, wie diese Räume aussehen oder was sie bedeuten. Für das Raumgefühl eines gewöhnlichen Menschen hat der Cyberspace keine Bedeutung. Science Fiction Autoren untersuchen diese Fragen nun seit zwei Jahrzehnten, aber erst in den letzten beiden Jahren war es Fernseh- und Filmemachern, Künstlern und Theoretikern möglich, die komplexesten virtuellen Ideen zu visualisieren, um so mit Hilfe fortschrittlicher computerbasierter Methoden Bilder zu erzeugen, die endlich vorraussagen können, was die Cyber Spaces sein können. Die Zukunft ist möglich geworden.

Dieses Videoprogramm stellt zwei kritische Haltungen vor, die sich mit dem Hauptthema des Dialogs nämlich inwieweit sich der individuelle Mensch mit den Cyber Spaces identifizieren und auf sie reagieren wird. Eine dieser Haltungen ist informativ und wird dem Fernsehpublikum in Form von Informationen dargeboten. Die zweite ist die künstlerische Idee vom zukünftigen virtuellen und computergenerierten Raum. Oft vermischen sich diese Positionen - schließlich - im Cyber-Verständnis der Zukunft ist alles möglich.

Spezielles Programm - Eingeladene Präsentation
Stefaan Decostere:

Lessons in Modesty 1995 90 minutes
Eine Produktion des BRTN Kulturdepartments, Belgien, Sendung 14 März 1995

Ein ausführlicher Video-Essay über Körper und Technologie in den 90zigern. Decostere sagt: Wir Fersehmacher sind wie gelegentliche Zuschauer, nicht wie die Künstler, die ihre eigenen Körper benützen können, um Einblicke in das technologische Schicksal des menschlichen Rahmens zu geben. Heutzutage ist jeder, der einen Heimcomputer und ein Modem besitzt, in der Lage, eine Rolle in der technologischen Vorstellung der Zukunft zu spielen. Warum träumen wir alle dasselbe?

In Lessons in Modesty, nach einem Moment scharfer, therapeutischer Konditionierung und einiger abschließender Instruktionen von spezialisierten Machern der Zukunft bei der NASA und bei Xerox Park, wundern wir uns wie San Francisco wohl aussehen wird, nachdem die Zukunft vorbeigezogen ist. Getrieben wie im Traum, landen wir in Las Vegas, um dem abschließenden Showdown zwischen Gott und dem Bösen beizuwohnen. Dieses Programm versetzt Sie in die Zukunft: ein junges Mädchen fragt: Papa, wann werde ich wiedergeboren werden? Ich bin nicht mehr die, die ich einmal war. Jetzt bin ich ein völlig neuer und anderer Mensch. Einst war ich verloren, jetzt aber bin ich gefunden. Sieht so das neue Jahrtausend aus?

Fernseh- & Medienkunstprogramm

Program 1:
Künstler fassen die Cyberspaces ins Auge

Beriou
Tableau d`amour, 19983, 6 min, Frankreich, Agave S.A. Montreuil.
Distributor: Heure Exquise!

Ein alles verschlingendes, unersättliches Auge beobachtet, wie ein Mann und eine Frau sich im schwerelosen Raum winden, die grotesken, freischwebenden Körper umflochten von surrealen Gestalten und Objekten, Gestalt und Richtung je nach Laune verändernd.

Rebeca Bollinger
Alpabetically Sorted, 1994, 5:37 minutes, USA

Ein Online-Kunstwerk. Die Schriftrolle ist eine Bücherei von "Schlüsselwörtern", die direkt vom CompuServer heruntergeladen wurde. Diese Schlüsselwörter fungieren als textbasierte Navigationslampen, die benutzt werden, um graphische Folder zu definieren und zu beschreiben, die sich in einem bestimmten Bereich des Services aufhalten und die man beschönigend als "Einfache Braune Folder" bezeichnet. Dort werden nackte Frauen zur Ware gemacht und als Datensatz übermittelt.

Der Text ist alphabetisch geordnet und wird von "Victoria, high quality", einem Sprachsyntheseprogramm, welches algorithmisch konstruierte Beugungen erzeugt, gesprochen.

Peter Callas
Bilderbuch für Ernst Will: A Euro Rebus, 1993, 11 min
Australia
D2 NTSC master. Musik von Felix Davies & Robert Moss

Ein elektronisches Abbild einer proto-televisuellen Ikonomanie - oder bildlichen Erzählung über die letzte große Zeit des Drucks im späten 19ten Jahrhundert. Computerbilder schaffen eine digitale Bilderbuchgeschichte. Städteansichten, Forschungsreisen, Katastrophen, Schlachtszenen und Königsporträts werden in den erfahrenen Händen eines fachmännischen Schneiders wie Andersen oder dem unbekannten Autor von Ernst Wills Bilderbuch über das Wien der Kriegszeiten. Es war dies die Ära, in der die Produktion von Bilderbüchern ungeheuer weit verbreitet war. Farbenprächtig glänzende, reliefartig gedruckte Bildbögen mit Blumen, Tieren und drolligen Menschen wurden speziell geschaffen, um den Wunsch nach Bildern, die die leeren Seiten dieser Bücher füllen sollten, zu befriedigen. In ganz Europa wurden sogenannte "Ephemere Gesellschaften" gegründet, deren einziger Zweck es war, diese gedruckten Fragmente zu kaufen und zu tauschen.

Diese Art von vor-literarischer/nach-verbaler und oft zwischenmenschlicher Feindseligkeit erzeugte nicht selten visuelle Tropen von erstaunlicher Klarheit. Tropen, die einen veranlassen, nach der Absicht bei der Erzeugung von "Bedeutung" zu fragen und die es naheliegend erscheinen lassen, eine Art von Bilderrätsel oder enigmatischen Code zu enthüllen, der das außerordentlich private Element innerhalb des Gebrauchs des Überflusses von massenproduzierten öffentlichen Bildern von weitentfernten Szenerien, Ereignissen und Menschen bloßlegt.

Peter d`Agostino
VR-RV ( Ein Freizeitfahrzeug in der Virtuellen Realität), 1994, 6 min, USA, produziert am Banff Centre for the Arts, Kanada, Distributor: Electronics Arts Intermix, New York.

Ein flüchtiger Eindruck davon, wie die zukünftige elektronische Kultur aussehen könnte. Eine Kritik an der "Entkörperung" und am "digitalen Gedächtnis". Durch die Analogie des Navigierens in einem Freizeitfahrzeug durch einen computersimulierten Informations-Highway in den Westen (die Rockies), den Osten (Philadelphia), den Mittleren Osten (den Krieg im persischen Golf), und den fernen Osten (Hiroshima) repräsentiert die Arbeit einige der utopischen Hoffnungen und dystopischen Ängste der virtuellen Realität. Die Bilder und Töne der versunkenen Umgebung sowie ein Cyberhelm, Datenhandschuhe und computergenerierte Objekte sind in dieses Videotape integriert.

D`Agostino ist ein Künstler und Theoretiker, der seit 1971 mit Videos arbeitet und seit einem Jahrzehnt mit interaktiven Hypermedien. Er ist Professor an der "School of Communications and Theater" der Tempel Universität Philadelphia.

Sreco Dragan
Arhaus (God`s Whip), 1992-93, 7:45 min, Slovenien

Eine virtuelle Tour, die mit dem Renaissance-Werk "Prospettiva di citta" von Piero della Francesca beginnt, die Gestalt von Arhaus passiert und über die Bezugsrahmen für die Natur und der zukünftigen Landschaften, die für den Krieg oder für Weiterentwicklung bestimmt sind, hinausgeht. Marina Grzinic and Aina Smid
Luna 10, 1994, 10:35 min., (Slovenisch mit englischen Untertiteln)
Produziert von TV Slovenia

Wären wir alle Teil eines großen Hypertextes, so könnten wir alle unsere Existenz überarbeiten und umkodieren. Eine Fernsehproduktion, die die "Links" zwischen Neo-Avant-Garde Filmen, dem Internet und VR Technologie aufzeigt. In einem abstrakt dargestellten osteuropäischen Wohnzimmer, keinem Klassenzimmer, werden die Details des neuen Informatinshighways zum Vergleich der Filmgeschichte und der Fernseh-Kriegsberichterstattung gegenübergestellt.

Gusztav Hamos
Sex Maschine, 1995, 51:00 min. BRD (Deutsch-Englisch-Japanisch)
Produziert von Carl Ludwig Rettinger für das ZDF

Hamos sucht die Antwort auf eine Frage: Soll er einen künstlichen Partner bauen und wäre das Leben mit der Maschine dann einfacher? Auf dieser Suche enthüllen die Experten, was es mit dem Cybersex wirklich auf sich hat! Autoren, Computerspezialisten und Psychologen kommentieren das neuste Gedankengut über die Zukunft von persönlichen Beziehungen, Pornagraphie und Sex im Cyberspace. Zu sehen sind unter anderem Kathy Acker, Sandy Stoner, Philip Queau, Nadia Thalmann, Lisa Palac, Dr. Professor Emrich, Carolee Schneeman, Arthur Kroker, Rudolf Drux, Shinichi Mizuno und Marie Kotani. Außerdem werden Maschinen, die als Replikanten des wirklichen Lebens gebaut wurden - und die manchmal dem Menschen auf groteke Weise ähnlich sehen- gezeigt.

Lynn Hershman-Leeson
Seduction of a Cyborg, 1994, 6:00 min, USA
Eine Produktion des Centre International de Creation Video, Herimoncourt, France.
Distributor: Heure Exquise!
(Englisch mit französischer und deutscher Übersetzung für das Internet)

Eine fiktive Allegorie auf die Effekte digitaler Bilder und den in immer größeren Maße unbeschränkten Zugang dieser Datenfluten in das Reich der inneren Wahrnehmung - der Mensch wird nicht mehr als ein Teil des Medien-Netzwerkes sein. Was tun uns die Bilder an? Eine blinde Frau unterzieht sich einer Laserbehandlung, wodurch es ihr möglich wird computergenerierte Bilder wahrzunehmen. Sie wird unvermeidlicherweise süchtig........

Vadim Koshkin
Psychopathia of a Mosaic Circle, 1994, 8:30 min, Rußland
Orginal-Soundtrack von Vladimir Poliakov

Eine Reise aus der realen Welt in die virtuelle Welt rußischer Symbole und Töne. Als er in der Notaufnahme eines Krankenhauses mit der Sterblichkeit der Menschen konfrontiert wird, versetzt sich der Künstler schnell in das spirituelle und telephatische Reich der Energie - wo die Zukunft verspricht alle Stücke zu einer einzigen Kraft zusammenzuführen, der Lebenskraft. Während des ganzen Videotapes werden Sequenzen aus dem Internews Network in das Gebäude der telepathischen Kommunikation gewoben - und werden so in eine höhere Realität, die der Intuition, integriert und bezeugen die außerkörperliche Existenz.

David Larcher
VideOvoid, 1993, 32:34 min., Grossbritannien
(Englisch mit französischen und deutschen Übersetzungen für das WWW)

Die Abwesenheit von Information in einem "dropout" schafft den Raum, der einen zufälligen Pfeil, auf Kollisionskurs mit dem Cyber Space, definiert. Ein poetischer Diskurs, angesiedelt in der virtuellen Landschaft der Unendlichkeit, des Geistes als Universum.

NOX Architecture: Lars Spuybroek/Maurice Nio
Soft City, 1993, 5:00 min, The Netherlands
Distributor: Montevideo, Amsterdam
(Japanisch)

Der Exzess der Modernität zeigt, daß in "einer Welt der ständigen Kontamination der Theorien, Bilder und Disziplinen, die Architektur sich aller Möglichkeiten der Technologie auf parasitäre Weise bedienen sollte, sogar über ihren guten Nutzen und ihre Leitprinzipien hinaus" Ein organisches Erkennungs- und Transformationssystem - welches demonstriert, daß Virtualität ein lebendes System ist.

Markon Peljhan
First Surface, Microlab, 1994, 17:38 min., Slovenia
Webb site: http://www.kud-pf.si (suche nach Projekt ATOL)
(keine Sprache)

Basierend auf Vassily Kandinskys Werk "Bilder einer Ausstellung", ist dies die erste graphische Realisation eines abstrakten Theaterstückes, das 1928 im Bauhaus präsentiert wurde. Das Material wurde genutzt, um eine Situation zu schaffen, in der wir nichts sehen außer mathematischer und physikalischer Gleichungen, die durch Begegnung mit Menschen und mit Intelligenz in materielle und spirituelle Erfahrung transferiert werden. Das Werk setzt sich mit einem breiten historischen Avant-Garde Horizont und mit Erfahrung auseinander. Der Ton dieser Version (V1.0) ist mit der Studioaufnahme unterlegt. Es ist die elektronische Version des Live-Musik Erfolgs von Grega-Tao Vrhovec-Sambolec.

George Snow
Tall Story, 1995, 4 min, UK
Distributor: London Electronic Arts, London

Ein graphischer Roboter, von einigen zehn Metern Größe, spaziert durch eine Stadt von normaler Größe. Dies ist eine Unterrichtsstunde in virtueller Architektur, in der der Künstler ein Stadtentwicklungsmodell präsentiert, das auf der Symmetrie seines eigenen Körpers basiert. Snow, der die Architektur in der virtuellen Realität untersucht, hat eine Leidenschaft für Piranesi und versucht in der VR die alten Städte und Gebäude zu rekonstruieren.

STELARC
PsychoCyber, (parts 1-4) 1992-1993, 20 min
Das Werk des radikalen Performance Künstleres und technologischen Experimentierers Stelarc definiert neu, was Mensch bedeutet, während es den Körper neu definiert. Seit mehr als zwanzig Jahren erweitert Stelarc die Fähigkeiten seines eigenen Körpers, indem er ihm verschiedene mechanische und elektrische Geräte hinzufügt. Indem er seinen Körper bis an die äußersten Grenzen treibt, erschafft Stelarc eine alternative Aesthetik für die Mensch-Maschine Schnittstelle.

Fernseh- & Medienkunstprogramm

Programm 2:
Fernsehen der Zukunft

BBC Television
Das Netz. 1995 - Acht halbstündige Programme für die BBC, Regie: John Wyver, Illuminations TV

Die erste Reihe, die 1994 entstand, bestand hauptsaechlich aus 10 halbstündigen Segmenten und war die erste Fernsehserie, die sich mit Themen auseinandersetzt, die das Internet, Videospiele und Interaktives Fernsehen betreffen. Gleichzeitig mit den Fernsehsendungen richtete die BBC einen Netzwerk-Club ein, dem die Zuschauer beitreten konnten und wo sie den Produzenten unmittelbares Feedback zukommen lassen konnten. USENET News Groups wurden für on-line Diskussionen genutzt, wobei das eingleisige Fernsehsignal zur Informationsschleife für den gegenseitigen Ausstausch erweitert wurde. Die erste Reihe löste während der zehnwöchigen Sendezeit 8000 Zuschauerreaktionen aus - ein noch nie dagewesenes Feedback, das den konstruktiven Dialog mit den Zuschaueren wesentlich Maße erleichterte. Dieses Experiment läßt erkennen, wie die Beziehung zwischen dem Fernsehen und dem Publikum die gesamte Basis des bisher einseitigen Mediums verändern könnte.

Die zweite Reihe von NET, bestehend aus acht halbstündigen Programmen (die im Mai 1995 anlief), beschäftigt sich weiter mit den aktuellen internationalen Themen des Internet, Privatsphäre, Computer Spiele Kultur, Interaktive Prototypen für das Konsumentenfernsehen und bietet Berichte von den Zentren der vernetzten Welt, wie WIRED Magazin, dem Cybercafé, und wichtigen Forschungszentren wie Xerox Park.

BBC im WWW: http://www.bbcnc.org.uk/

See also: CBS at: http://www.cbs.com/and
and America`s Public Broadcasting System PBS at: http://www.pbs.com/.

Yorb World - Ein elektronisches Netzwerk 1995, 20 min. (Überblick), 60 min. off-air Aufnahme der tatsächlichen Übertragung. New York University, USA. Regie: Nick West, Koordinator für Interaktives Fernsehen, Programm für Interaktive Telekommunikation, Tish School of the Arts, New York University, NYC.
WWW: http://www.itp.tsoa.nyu.edu/yorb/York.html

YORB ist ein wöchentliches Kabel-Fernsehprojekt, daß gegenwärtig jeden Donnerstag um 11 Uhr auf dem "Manhatten Neighborhood Netzwerk" läuft. Es ist ein Experiment zum Bau einer interaktiven, virtuellen Gemeinschaft. Die Zuschauer können sich in die Yorb-Welt mit Ihren Telephonen einwählen und eine virtuelle Datenbank kontrollieren, während Sie in einem virtuellen Auto durch eine computergenerierte Welt fahren. Bis zu vier Anrufern können zu jeder Zeit bedient werden. Einer der Anrufer wird zum Piloten ernannt und kontrolliert die Reise durch YORB, indem er sich der Tasten seines Telephons bedient. Sind sie einmal in YORB eingewählt, können die Anrufer Musik hören, Spiele spielen oder andere gemeinschaftliche Aktivitäten ausüben - je nach dem wo der Pilot sie hinführt. Abonnenten von ECHO, einem Computer-Conference Service mit Sitz in New York, können ebenfalls an YORB teilnehmen. Wenn Sie die Plauder-Zone von ECHO betreten, erscheint alles was sie auf ihrem Computer schreiben live auf dem Fernsehbildschirm. Manchmal kommunizieren sie auch mit den Anrufern.

Jeder Kabelfernseh-Empfänger in Manhatten kann jede Woche YORB live sehen und während einer einstündigen Übertragung versuchen zwischen 3000 und 5000 Anrufer sich in die virtuelle Gemeinschaft einzuwählen. Über 25.000 Studenten der New York University werden auf dem Universitäts Gelände eine 24-Stunden Version der virtuellen Gemeinschaft sehen können. YORB: Eine elektronische Gemeinschaft ist ein Forschungsprojekt des Departments für Interaktive Telekommunikationsprogramme der Tisch School of the Arts an der New York University.

Ponton European Media Art Lab
PIAZZA VIRTUALE, 1992, 30 min, Deutschland

Eine Dokumentation der ersten vollständig digitalen, interaktiven TV Umgebung Piazza Virtuale wurde 1992 live, für eine Dauer von 100 Tagen, von der Documenta IX in Kassel gesendet. Piazza Virtuale hat den innovativen kommerziellen Experimenten der letzten drei Jahre den Boden bereitet. Dies gilt im Besonderen für Programme, die die Touch-Tone Interface Technology anwenden. Nach der Konzeption von Piazza Virtuale experimentierte das Künstler-Kollektiv PONTON, auch bekannt unter dem Namen VAN GOGH TV, einige Jahre mit Live-Radio, Performance und Fernsehen. Oft fanden ihre Sendungen als Piratensendungen statt, um die geplante Intervention spontan durchzuführen und um völlig frei mit dem Publikum zu kommuniziueren, wie es der Ära der experimentellen Performance und des experimentellen Videos eigen war. Piazza Virtuale war eine Umgebung, die von der Beteiligung des Publikums lebte. Ohne Publikum war es wie eine leere Muschel, die darauf wartete, mit dem großen, verschiedenartigen Satelliten-Publikum in Europa zu kommunizieren. Man hat regelmäßig Zuschauer aus Marokko, Oslo, Kroatien, der Türkei und Helsinki registriert. Eine spezielles System von Piazettas, speziellen Satellitengruppen in verschiedenen Ländern, wurde institutionalisiert, um Künstlern der ganzen Welt die Gelegenheit zu geben sich in das Programm geplant - jedoch nicht systematisch - einzuschalten. Im Piazetta-System wurde besonderes Augenmerk auf die östlichen Länder gerichtet, um die neue Möglichkeit der freien Kommunikation, die erst seit den frühen neunziger Jahren gegeben sind, in das Programm einzubinden. Künstler aus Latvia, Litauen, Rußland, der Tschekoslovakei und Slowenien erstellten spezielle Programmteile, ebenso wie ihre Künstler-Kollegen aus Frankreich, Italien, Österreich, Deutschland und Japan.

Guillerma Gomez Pena und Roberto Sifuentes
EL NAFTAZTECA: CYBER TV FOR 2000 AD, 1994, 60 min, USA
Regie: Adriene Jenick, Produzent: Phillip Djwa
Ear Studios, Rensselaer Polytechnic Institute, Troy, New York
Live-Übertragung: November 22, 1994
Originalübertragung 90 min, USA (Englisch, Deutsch und Spanisch)

Guillermo Gomez-Pena und Roberto Sifuentes richten in einem Bunker ein geheimes Piraten-Sendestudio ein - irgendwo zwischen Mexiko City und New York - um die Untergrund-Media-Nachricht des illegalen Mexikaners zu verbreiten. Ein mexikanischer Performance Künstler, der für die Latino Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten zur Kultfigur geworden ist. Pena hat die Medien - Radio, TV und Video - als Performance Räume genutzt, in denen er sich zu den Vorurteilen der Anglo Gemeinschaft äußert und wo er auszudrücken versucht, wie schwer es heutzutage in Amerika ist "anders" zu sein. Er ruft die Anrufer auf, sich durch einige, von ihnen selbst gewählte Daten - Alter, Geschlecht und Beruf - zu identifizieren.........

Indem er den Cyber Sombrero und die virtuelle Bandana als seine Schnittstelle mit dem Cyber TV Audience nutzt, tritt Pena mit zahlreichen Anrufern (live on-air) in den Dialog und initiiert eine außerordentliche Performance. Er demonstriert, wie es für die Präsenz von Latinos in der Geschichte des Films und des Fernsehens unumgänglich ist in den Untergrund zu gehen und das er selbst im Jahre 1995 illegal senden muß, um von seinen Zuschauern gehört zu werden.

Paper Tiger TV
NetRoots: Cultivating the Digital Garden, 1994, 30:00 min, USA (Englisch) - mit Text für das WWW.

World Wide Web: http://www.cyberworks.com/l/flicker/orga/papertiger
(web site minder: eisenmen@gandalf.rutgers.edu)

Der Zugang spielt im Informationszeitalter eine Schlüsselrolle und Paper Tiger TV untersucht die Machtstrukturen, die die Wege, Verbindungen und Zugangsbeschränkungen zu den Online-Diensten kontrollieren. Das Programm gibt klare Instruktionen, wie man mit wenig Geld Teil des wachsenden Informations-Netzwerkes wird.

  • Paper Tiger TV ist eine öffentliche TV Sendung. Es betrachtet die Kommunikationsindustrie mit Hilfe aller zur Verfügung stehenden Medien.
  • Die Macht der Massenkultur liegt in den Händen der Öffentlichkeit. Diese Legitimität ist ein Papiertiger.
  • Die Untersuchung der Unternehmensstrukturen der Medien und die kritische Analyse ihrer Inhalte ist ein Weg die Informationsindustrie zu demystifizieren.
  • Ein kritisches Bewußtsein gegenüber der Kommunikationsindustrie zu schaffen ist ein wichtiger erster Schritt in Richtung der demokratischen Kontrolle von Informationen.
- Das Paper Tiger Manifest -

Paper Tiger TV begann Mitte der achziger Jahre, als ein Forum mit dem Ziel "die Mythen der Informationsindustrie zu zerstören". Diese Aufgabe wurde von einem Kollektiv aus Freiwilligen übernommen, aktivistischen Videomachern, die öffentlich im ganzen Land tätig sind - einige sogar an internationalen Stellen - um Informationen zu sammeln und zu teilen und Programme zu erstellen. Am Ende jeder wöchentlichen Fernsehsendung nennen die Produzenten die gesamten Ausgaben für die Produktion der Sendung, die für gewöhnlich nicht mehr als 50 bis 100 Dollar ausmachen.

R.A.M.S.
Tod dem Fernsehen: PUBLIC ACCESS, 1995, 14 min, Österreich
(Deutsch und Englisch) auch: CD ROM für MAC Version

Public Access ist vorbei. Die Geschichte eines demokratischen Gedankens im Fernsehen. Wer ihn in diesem Medium nicht erlebt hat, kann nun seine Weiterentwicklung im neuen Medienverbund betreiben. Eine subjektive Beschreibung eines sozialen Phänomens und der praktischen Umsetzung eines Bürgerrechts jenseits von Freakshow und Börse.

Dies ist mehr als ein "Report" über Kabelfernsehen in den USA und die Dienste, Ideen und Modelle, die es für das Europäische Publikum etabliert. Die Untersuchungsarbeiten ergaben ein Video und eine CD ROM, die dem Zuschauer die Möglichkeit geben, die Entstehung eines individuellen Programmes mitzuverfolgen, es entsteht ein Übungsfeld für interaktives Fernsehen.


telepolis@mlm.extern.lrz-muenchen.de